LEHRPERSONEN PORTAIT (Januar 2019)
Manfred Udry

Manfred Udry unterrichtet seit dem 1. Februar 2018 an der Musikschule Seeland Gitarre und E-Gitarre.
Warum hast du gerade Gitarre als dein Instrument ausgewählt?
Als ich 12 Jahre alt war, hat mir mein älterer Bruder erstmals ein paar Songs der Band Bon Jovi vorgespielt. Dies war für mich ein prägendes Erlebnis. Ich dachte mir, das will ich auch mal können. Allerdings unterrichtete an unserer Musikschule eine Nonne, vor der die meisten ein wenig Angst hatten. Daher dauerte es weitere drei Jahre, bis ich tatsächlich begonnen habe, Gitarre zu spielen. Am Anfang war es die E-Gitarre die mich faszinierte; später kamen am Konservatorium auch die klassische und die Steelstring-Gitarre dazu. Ich finde, dass die Gitarre in jeder Stilistik ihren Platz findet. Das Spielen verschiedener Stile und das damit verbundene Lernen neuer Spieltechniken machte mir zudem grossen Spass.
Wo und wie hast du dein Instrument spielen gelernt?

Ich kaufte mir als Teenager eine E-Gitarre und ging am nächsten Tag mit dieser in den Proberaum meiner Kollegen, die schon eine Band hatten. Allerdings merkten wir alle sehr schnell, dass wir nicht wirklich etwas zu Stande brachten. Also meldete ich mich im Konservatorium in Freiburg an, wo ich vier Jahre lang den Unterricht besuchte.
Wer mich danach besonders prägte, war Jean-Pierre Aebischer. Bei ihm ging ich weitere vier Jahre in den Unterricht. Er war ein unglaublich guter Bluesgitarrist und hat mich eine Menge über diesen Musikstil gelehrt. Er verstand es sehr gut, genau zuzuhören, und immer mit wenigen Worten mein Spiel zu beeinflussen. In seinem Unterricht wurde viel gespielt und vor allem improvisiert. Anschliessend besuchte ich zwei Jahre lang die Jazzschule in Bern bei Robert Rüegg.
Vieles habe ich auch gelernt durch das Spielen in verschiedenen Bands. Da kam es manchmal vor, dass ich in kurzer Zeit 20 bis 30 Songs ohne jegliche Noten nur durch reines Zuhören lernen musste. Dies hat mich enorm weitergebracht.
Aktuell bin ich im letzten Teil des Masterstudienganges Musikpädagogik an der Hochschule in Bern, um den letzten Schritt zum Pädagogikdiplom zu machen.
Welcher Musiker hat dich am meisten beeinflusst?
Wie bereits erwähnt, war es zu Beginn der Gitarrist Richie Sambora von Bon Jovi. Sein Spiel höre ich noch heute aus dem anderer Gitarristen heraus. Sein typischer Sound und seine Hingabe für die Musik waren für mich sehr motivierend.
Auch jeder Gitarrenlehrer, den ich hatte, war immer ein Vorbild für mich. Ich wollte jeweils immer so spielen können wie meine Lehrer.

Auf welchem Equipment spielst du im Moment?

Ich spiele diverse Gitarren und Verstärker. Abhängig von der Band braucht es einen unterschiedlichen Sound. Am liebsten spiele ich im Moment meine beiden Fender Stratocaster. Diese haben genau den Sound, den ich so liebe an der E-Gitarre. Bei den Akustikgitarren spiele ich eine Martin-Gitarre und zudem benutze ich zwei verschiedene klassische Gitarren. Hier achte ich darauf, dass ich diese auch verstärkt spielen und in den Bands einsetzen kann.
In welchen Bands spielst du?

Ich spiele bei Florian Ast und George aus dem Seeland. Bei den beiden fühle ich mich rundum glücklich. Darüber hinaus helfe ich manchmal aus als Ersatzgitarrist bei DJ Bobo und springe auch gerne bei anderen Bands ein. Mit anderen zusammen zu spielen – am besten auf einer Bühne – ist für mich das Tüpfchen auf dem i des Musikmachens.

Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker?
Das waren zwei Ereignisse: Einmal, als wir als Vorband von Gotthard erstmals mit der damals eigenen Band Megaforce vor vielen Leuten im „National“ in Bern spielen konnten. Wahnsinn! -
Und das erste Konzert mit Florian Ast vor rund 60 000 Leuten an der Einweihung der Westumfahrung von Zürich. Solche Auftritte bleiben in Erinnerung.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Mein Traum war immer ein Auftritt im Madison Square Garden in New York – träumen darf man ja ...
Am liebsten spiele ich aber in der Mühle Hunziken in Rubigen. Ich habe schon etliche Male dort gespielt, aber jedes Mal wenn man auf dieser Bühne steht, ist es was Besonderes.
Was möchtest du deinen SchülerInnen auf dem «Instrument» beibringen?
Mir ist wichtig, dass die SchülerInnen lernen, auf dem Instrument eigene Musik zu machen, also auch improvisieren können. Damit fange ich früh an: Schon mit zwei bis drei Tönen kann das funktionieren. Neben dem unumgänglichen Erlernen der Noten kann es sehr motivierend sein, auch einmal ohne Noten oder vorgegebene Melodie frei drauflos zu spielen.

Worauf achtest du besonders beim Unterrichten?
Eine gute Beziehung zum Schüler aufzubauen, ist sehr wichtig. Erst dann kann ich als Lehrer meine Schüler richtig einschätzen und auf alle gezielt eingehen. So wird auch der Unterricht spannend bleiben. Ich spiele viel mit den Schülern mit und mache Playbacks, damit sie zuhause dazu spielen können. Es ist auch wichtig, das Zusammenspiel mit anderen Schülern zu fördern. Dafür organisiere ich ein- oder zweimal im Jahr kleine Konzerte.
Welche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Ich verspürte immer den Drang zu spielen. Ich konnte oft nicht aufhören in der Nacht. Ich glaube, ein Vorbild zu haben, war für mich auch immer eine treibende Kraft. Und wenn mir einmal etwas am Üben nicht gefallen hat, hat es mir immer geholfen zu denken: „Wenn ich das Solo spielen können will, muss ich erst mal das kleinere Solo, oder die Technik, die verwendet wird, können. Sonst wird das nix.“
Was schätzt du an der MS Seeland?
Ich finde den Umgang miteinander sehr angenehm. Speziell der Kontakt mit der Schulleitung und der Administration ist unkompliziert, aber sehr professionell. Und wenn man LehrerkollegInnen sieht zwischen den Lektionen, kriegt man immer ein freundliches Hallo; in einer Pause hat es auch schon mal eine kleine Jamsession gegeben. So etwas ist Gold wert. Es macht Freude, so zu unterrichten.
Was sind die Vorteile von Musikunterricht an der Musikschule Seeland gegenüber Privatunterricht?

Nebst der ganzen Administration ist es vor allem das Gefühl, sich ganz auf den Unterricht konzentrieren zu können. Die ganze Infrastruktur steht, und ich als Lehrer habe nur die SchülerInnen im Fokus. Aber auch die Ensembles, Bands etc. sind im Privatunterricht viel schwerer zu realisieren. Gerade die Ermöglichung des Zusammenspiels ist sehr wichtig für die SchülerInnen. Erst in diesen Situationen macht es bei manchen richtig klick und das Instrument wird vielleicht mehr als nur ein Hobby. Durch die Musikschule Seeland erhalten die SchülerInnen die bestmöglichen Voraussetzungen für einen Unterricht, an dem sie auch lange Freude haben.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meine Partnerin, meine besten Freunde, meine Familie und unser Hund. Danach kommt dann gerade wieder die Musik.
Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen weiterhin viel Freude und Erfolg beim Unterrichten.
